Dehnen vor dem Laufen – Ja oder nein. Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Wenn diese Frage mit „Ja“ beantwortet wird, muss man natürlich wissen, welche Übungen sowie Ausführungen am besten passen?
DEHNEN VOR DEM LAUFEN ODER DANACH ODER BEIDES?
Effektives Dehnen ist sowohl zum Warm-up als auch für das Cool-down eine sinnvolle Sache. Ganz grob gesagt unterscheidet man zwischen statischem und dynamischem Dehnen. Statisches Dehnen findet häufig nach einer Trainingseinheit statt, während das dynamische Dehnen seinen Platz eher vor der Laufeinheit hat. Dabei dient das Dehnen vor dem Laufen weniger der Beweglichkeit. Das dynamische Dehnen dient der optimalen, kurzfristigen Aktivierung der Muskulatur. Sie wird warm und geschmeidig und befindet sich in einem guten „Vorstart-Zustand“. Wenn du dich optimal vorbereiten möchtest, ist das dynamische Stretching vor dem Laufen also extrem nützlich.
Das Vorbereiten des Körpers auf den Lauf ist genauso wichtig wie der Lauf selbst.
Dehnen nach dem Laufen
Stretching, nach langsamen und allgemeinen Trainingsläufen senkt, der Erfahrung nach, die Verletzungsgefahr. Der Körper wird entlastet, Fasern werden gestreckt und Verklebungen und Verhärtungen aus müden und geschädigten Muskeln gelöst.
Lauf lieber 5 bis 10 Minuten weniger als geplant, aber verzichte nicht auf diese wichtige Dehneinheit. Denn sie dient dazu die Muskelfasern wieder auszurichten und die Versorgung der Muskeln mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut anzuregen.
Wer nur läuft und auf das Dehnen danach verzichtet, riskiert ein erhöhtes Verletzungsrisiko und eine verlangsamte Regeneration nach dem Training.
Dynamisches Dehnen vor dem Laufen
Wenn dein Physiotherapeut oder Sportmediziner dir geraten hat, deine Dehnübungen direkt vor dem Laufen zu absolvieren, dann solltest du das beherzigen.
Aber, die allgemeine Empfehlung für Läufer ist, erst mit einem lockeren Gehtempo zu beginnen und allmählich ein ganz lockeres Lauftempo aufzubauen. Danach folgen einige dynamische Dehnungsübungen. Die Muskeln werden mobilisiert und die entsprechenden Muskelgruppen besser durchblutet.
Dynamische Dehnen mehrmals die Woche vor den Laufeinheiten, erhöht die Flexibilität des Körpers, verbessert die Motorik sowie die Geschwindigkeit. Zusätzlich verbessert die Kombination aus erhöhter Kraft und Elastizität den Zustand der Muskelfasern.
Am besten probiert man die Tipps und passenden Übungen zunächst im Training aus. Wenn man die richtigen Übungen für sich gefunden hat, ist es durchaus sinnvoll, sie auch direkt vor Wettkämpfen einzuplanen.
Kurzes, lockeres Joggen vor einem 5-km-, 10-km- oder Halbmarathonlauf ist zum Aufwärmen ideal. Im Anschluss sind drei bis vier dynamische Dehnübungen sinnvoll. Am besten 2–3 Durchgänge. Anschließend ein paar kontrollierte Ausfallschritte sowie kontrollierte Sprünge an der Startlinie.
5 Übungen für dynamisches Dehnen vor dem Laufen
Wir empfehlen allen Sportlern:innen, folgende dynamischen Dehnungsübungen zum festen Bestanteil ihres wöchentlichen Trainings zu machen. Wer möchte, kann sie zusätzlich an das einer entspannten Laufeinheit absolvieren, da sie auch gut in die Abwärmroutine passen.
1. Aktivierung der Gesäßmuskeln und des Piriformis-Muskels
Ausführung dieser Dehnung vor dem Laufen
Stelle dich aufrecht hin und achte dabei auf deine Körperspannung. Bringe den Fuß nach oben, indem du ihn am Fußgelenk und Fußsohle hältst. Jetzt „drehe“ den Fuß mit der Spitze behutsam und im kleinen Radius in Richtung Knie. Die Ferse geht in diesem Augenblick Richtung Taille. Du spürst die Dehnung im Bereich des Gesäßes und der Oberschenkel Außenseite.
Dauer:
Jede Bewegung sollte zwei bis drei Sekunden dauern, die Beine werden abgewechselt. Die Übung wird über eine Entfernung von 20 Metern in einem langsamen Gehtempo ausgeführt. Führe 3 Sätze durch und gehe zwischen den Sätzen zur Erholung normal zurück.
Nutzen:
Diese dynamische Dehnübung ist sehr gut zur Mobilisierung der Gesäßmuskulatur, der Hüfte, des unteren Rückens und der seitlichen Quadrizeps-Region. Die meisten Läuferinnen und Läufer sitzen oder liegen vor dem Laufen viele Stunden. Dadurch fehlt ihren Muskeln im Gesäß, im unteren Rücken und im Beckenbereich die Geschmeidigkeit. Diese Übung trägt zur Mobilisierung dieser wichtigen Muskelgruppen bei.
2. WAlking Hamstring Sweep
Ausführung dieser Dehnung vor dem Laufen
Strecke ein Bein gerade nach vorne aus und lasse die Ferse auf dem Boden. Beuge das hintere Knie und senke dein Gesäß Richtung Boden so ab, als wolltest du dich auf einen Stuhl setzen.
Streiche mit beiden Händen von hinten nach vorne über den Boden, um eine dynamische Dehnung der hinteren Oberschenkelmuskulatur zu erreichen. Nun bringe das andere Bein nach vorne und wiederhole die Bewegung.
Dauer:
Jede Bewegung sollte zwei bis drei Sekunden dauern. Die Übung wird über eine Entfernung von 20 Metern im langsamen Gehtempo ausgeführt. Führe 3 Sätze aus. Nutze den Weg zurück zum Ausgangspunkt als Erholung.
Nutzen:
Stärken und Dehnen der rückseitigen Oberschenkelmuskulatur.
3. Mobilisierung der Sprunggelenke und Waden
Ausführung dieser Dehnung vor dem Laufen
Dies ist eine alternative Übung zum Heben und Senken der Waden. Der Fuß wird mit Zehen und Ballen zuerst auf den Boden aufgesetzt. Dann verlagerst du dein Gewicht langsam auf den ganzen Fuß, bis die Ferse ebenfalls auf dem Boden aufliegt.
Stell es dir als das Gegenteil von Gehen vor: Die Bewegung beginnt bei den Zehen und setzt sich zur Ferse hin fort.
Dauer:
Ein bis zwei Sekunden pro Bewegung. Dabei wird zwischen den Seiten abgewechselt. Insgesamt 15 bis 30 Sekunden. Erhöhe das Tempo kontrolliert bis zu einer flotten Gehgeschwindigkeit. Führe drei Sätze durch und gehe zwischen den Sätzen zur Erholung normal zurück.
Nutzen:
Erstklassige Übung zur Kräftigung der Waden und Stabilisierung der Achillessehnen. Mobilisiert und erhöht gleichzeitig die Elastizität.
4. Beinschwingen: Abduktor und Adduktor
Ausführung vor dem Laufen
Richte deinen Oberkörper durch eine kontrollierte Beckenausrichtung gerade und aufrecht aus. Schwinge ein Bein vorne am Körper vorbei, bis zum Ende des Bewegungsumfangs und dann über die Seite zurück. Die Bewegung sollte im Rhythmus von einem „Beinschwingen pro Sekunde“ sein, jedoch ohne es zu forcieren. Achte darauf, Rumpf und Becken zu stabilisieren, so dass es sich nicht mit dreht.
Dauer:
Führe die Übung 15 bis 20 Sekunden mit einem Bein aus und wechsle dann das Bein.
Nutzen:
Sie erhöht die Beweglichkeit der Abduktoren/Adduktoren und kräftigt die Körpermitte. Sie erhöht den Bewegungsumfang und die dynamische Kraft.
5. Beinschwingen: hintere Oberschenkelmuskulatur und Hüftbeuger
Ein Muss für alle, die an Verspannungen um die hintere Oberschenkelmuskulatur und die Hüftbeuger leiden.
Ausführung dieser Dehnung vor dem Laufen
Halte deinen Oberkörper durch eine kontrollierte Beckenausrichtung gerade. Schwing ein Bein vor und zurück und spanne dabei die hintere Oberschenkelmuskulatur sowie den Hüftbeuger an. Lehne dich weder nach vorne noch nach hinten. Halte das Becken in einer stabilen Position.
Dauer:
Führe die Übung 15 bis 20 Sekunden mit einem Bein aus und wechsle dann das Bein.
Nutzen:
Die Übung erhöht die Beweglichkeit/Elastizität der hinteren Oberschenkelmuskulatur sowie der Hüftbeuger. Sie kräftigt die Körpermitte, den Bewegungsumfang und die dynamische Kraft.
Wenn ihr das Dehnen vor und nach dem Laufen fest in euer Trainingsprogramm mit aufnehmt, werdet ihr schon nach relativ kurzer Zeit die Vorteile spüren.
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Bitte beachte, dass die Informationen in den Artikeln des Polar Blogs keine individuelle Beratung durch medizinische Fachkräfte ersetzen können. Bevor du ein neues Fitnessprogramm beginnst, hole ärztlichen Rat ein.